Ein großes Herz für die Liebe in der Martinskirche:
CSD-Gottesdienst Darmstadt 2024 stand unter dem Zeichen der Liebe
Gelungen! Festlich und locker, ernst und spielerisch, biblisch und weltlich – so beschrieben Teilnehmende den Gottesdienst zum CSD, Christopher Street Day, im August 2024 in Darmstadt. „Kann denn Liebe Sünde sein?“, lautete die Ausgangsfrage. Am Ende zeigte eine Vielfalt von Symbolen und Statements in einem großen, rot-violetten Herz aus Stoff unter dem Altar der Evangelischen Martinskirche am Riegerplatz, dass Liebe sehr vielseitig ist: Liebe braucht Schutz, kann sogar Arbeit oder Kampf sein, verursacht manchmal Schmetterlinge im Bauch und kann auch sehr körperlich werden.
Schon vorab hatte die ökumenische Initiativgruppe, die den CSD-Gottesdienst 2024 vorbereitet hatte, klargestellt: Die rhetorische Frage nach der Sünde sei natürlich zu verneinen. Der Gottesdienst zeigte dann, wie nötig und lohnend es ist, ohne schlechtes Gewissen um und für die Liebe zu kämpfen. Vor allem homosexuelle und queere Liebende brauchten Anerkennung: „Liebe ist schwer, wenn Menschen, die mir nahestehen, meine Liebe oder meine Art zu lieben nicht akzeptieren“, hieß es zum Beispiel in einem persönlichen Beitrag. Nach wie vor gäbe es Menschen, die Formen der Liebe abwerten, die nicht ihrer eigenen entsprechen. Immer mehr Gruppierungen in der Gesellschaft versuchten, mit Hass und Hetze die Liebe zu übertönen.
Die bunte Feier enthielt Musik und Gebete, einen Verkündigungsteil von Pfarrer Frank Briesemeister, eine Aktion zum Mitmachen für alle – und vieles mehr. Besuchende konnten sich auch persönlich segnen lassen. Beate Leisner, Gesang, Brian Junker-Latocha, Gitarre und Gesang, und Jonathan Klein, Keyboard, sorgten eindrucksvoll für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes. Der Stellvertretende Dekan des Evangelischen Dekanats Darmstadt Sven Sabary bedankte sich in einem Grußwort ausdrücklich für diesen Gottesdienst, der deutlich mache, dass es keine Benachteiligung oder Diskriminierung von homosexuellen oder queeren Menschen gebe dürfe.
In der Feier trug Beate Leisner auch das Lied „Kann denn Liebe Sünde sein?“ vor, das ursprünglich von Zarah Leander in den 1930er Jahren gesungen worden war. Der Text stammte von Bruno Balz, einem Künstler, der sich früh in der Homosexuellenbewegung engagiert hatte, große Erfolge feiern konnte, der aber auch von den Nazis verfolgt wurde. Balz wurde unter dem § 175 zu einer Haftstrafe verurteilt und danach von den NS-Machthabern zur Ehe mit einer Frau gezwungen.
Dass Liebe auch bedeutet, Grenzen zu überschreiten, zeigte die Kollekte des CSD-Gottesdienstes. Mehr als 650 Euro spendeten die Besuchenden für die Aktion „Ärzte ohne Grenzen“. Die Hilfsorganisation leistet unabhängig, unparteiisch und so neutral wie möglich in über 70 Ländern medizinische Nothilfe in Krisen- und Kriegsgebieten. Für ihre Arbeit wurde Ärzte ohne Grenzen 1999 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Mit dem Gottesdienst beteiligte sich die ökumenische Initiativgruppe CSD-Gottesdienst bereits zum sechsten Mal seit 2019 an der jährlichen Aktionswoche zum CSD in Darmstadt. Die bunte Feier in der Martinskirche organisierte das Vorbereitungsteam zusammen mit der Martin-Luther-Gemeinde Darmstadt, der HuK (Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche), dem Bereich Chancengleichheit der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und der Alt-Katholischen Gemeinde Offenbach.
Als Motivation für den CSD-Gottesdienst benennen die Macher*innen, dass es immer noch richtig und notwendig sei, sich für die "Sache der Liebe hartnäckig zu engagieren". Denn: "Für die Liebe in ihrer vielfältigen Form muss man auch in vielfältiger Form kämpfen, wenn sie unterdrückt wird." Das Ziel sei aber, endlich mal nicht mehr um die Liebe kämpfen zu müssen: "Wie schön wäre es, wenn wir einfach so leben könnten, wie wir sind."
Der Gottesdienst fand am Freitag, 16. August 2024, um 19 Uhr in der Evangelischen Martinskirche am Riegerplatz in Darmstadt statt.
Martin K. Reinel, 20.8.2024
Markus Jöckel
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